1921 – knapp zwei Jahre nach der Gründung veranstaltete der RCB eine nationale Regatta. Bis heute finden auf dem Wohlensee denkwürdige Rennen statt. Lange träumte man davon, den See zur nationalen Ruderstrecke zu machen.
Der 1920 durch das neue Stauwehr bei Mühleberg entstandene „Wohlensee“ weckte beim noch jungen RCB Lust auf Grosses und beflügelte die Fantasie so mancher Rudergeneration: „1921 begann mit einem wahren Ruderfieber. Niemand blieb verschont. Wo man sich sah, wo man sich traf, an der amourösen „Loebecke“, im „Chübel“ in der „Röhre“, überall sprach man zu zweit, zu dritt, von der Regatta auf dem Wohlensee. (…) Die erste Nationale Ruder-Regatta auf dem Wohlensee fand am 28. August 1921 statt. Der Regatta war das schönste Wetter beschieden. Der Besuch war gross. Der sportliche Erfolg noch grösser. Am grössten aber war die finanzielle Schlappe.“
1922 veranstaltete der RCB noch die Schweizerischen Meisterschaften auf dem Wohlensee, erfolgreich, doch mit noch katastrophaleren finanziellen Konsequenzen: die 20er Jahre verbrachte der Club mit Wundenlecken und Schuldenabbauen – und weiterhin träumen: von einer nationalen Regattastrecke.
Tatsächlich war der SRV auf der Suche nach einem dem Angebot einer konstant nutzbaren Ruderstrecke, die es ermöglichen würde, die Wettkämpfe über Jahre hinweg vergleichbar zu machen. In Yverdon und Luzern waren die Verhältnisse zu unsicher, der Stau bei Augst zu kurz und den Rootsee fand man zu klein und zu schlecht zugänglich. Der Wohlensee, gut 8 km lang, von Hügeln geschützt, das ganze Jahr befahrbar, bot die Möglichkeit, eine 2000m lange, 200-300m breite Rennstrecke einzurichten, ohne Hindernisse, kaum von Wind, Wellen und Strömung beeinträchtigt, mit seitlicher Beleuchtung für Steuermann und Ruderer und der Möglichkeit, klare Start- und Zielpunkte zu kennzeichnen.
Wenn nur die Frage des Zugangs hätte gelöst werden können. Gäste der Regatten verwies man auf die Bahnlinie, von den Bahnhöfen Bümpliz, Riedbach oder Mühleberg aus ging es zu Fuss zum See hinunter oder man liess die Boote auf den noch seltenen Lastwagen transportieren: 1922 wurden dafür pro Boot 10-15 Fr. verlangt (der Eintritt zum Regattagelände kostete 4.-/Tag). Zufahrtsstrassen für einen Regattabetrieb fehlten.
1958 wurde eine Motion (A. Luginbühl, FDP) im Stadtrat als erheblich überwiesen, um am Wohlensee ein Zentrum für den Rudersport zu bauen. Doch die Stadt Bern und die Gemeinde Wohlen, auf deren Gelände die Zufahrtsstrassen hätten ausgebaut werden müssen, konnten sich nicht finden, zum Verdruss des RCB: immer wieder wird in Eingaben und Bittbriefen auf den Erfolg von Luzern verwiesen und nur griesgrämig der vom SRV geforderte Clubbeitrag zum Bau des dortigen nationalen Ruderzentrums bewilligt. Noch 1971, als abermals ausführliche Pläne zum Ausbau des Wohlensees zu einem Naherholungsgebiet erstellt wurden, wurde eine Rennstrecke vorgesehen mit Rudersportanlage, inklusive Bootshaus mit Lagerraum, Tribüne und demontierbaren Zielrichtturm.
All diesen Bemühungen war kein Erfolg beschieden – zum Glück kann man sagen. Denn die Aufwendungen für den Unterhalt hätten den Club sehr belastet und die Verhältnisse auf dem langsam verlandenden See prekärer gemacht.
Trotzdem, auf dem Wohlensee wurde noch so manche denkwürdige Regatta ausgetragen. 1930 und 1931 etwa die Wohlensee-Stafette, ein Rennen zwischen Ruderern, Läufern und … Autofahrern. Nationale Ruderregatten nach dem Krieg und bis Mitte der 1950er führten abermals zu finanziellen Verlusten, die nur durch den Verkauf des Bootshauses an die Stadt Bern und die Gründung eines Regattavereins aufgefangen werden konnten. Von da an veranstaltete der Regattaverein alle Rennen auf dem Wohlensee: 1956/57/58 internationale Regatten, Schülerregatten, Juniorenregatten, Veteranenregatten; 1960 – 1996 wurde jährlich der Preis vom Wohlensee vergeben für ein Skiff-Langstreckenrennen mit Geländelauf; 1987 bis 2018 der international bekannte Armadacup ausgetragen, ein Skiff-Langstreckenrennen mit Massenstart, der nun, 2019, von der Bern Boat Race, ein 10.4 km langes Verfolgungsrennen für Skiff, Zweier und Vierer, abgelöst wird.