Die 1933 gegründete „Damensektion“ verschwand Ende der 1930er Jahre stillschweigend wieder, erst vierzig Jahre später wurde das Frauenrudern wieder eingeführt. In den ersten Jahren allerdings noch als „Club im Club“.
Aus Rücksicht auf die Frauen wurde 1960 das Anrudern auf den Palmsonntag festgelegt „Die Mutter weiss es bestimmt zu schätzen, wenn sie nicht zu kochen braucht, in der Kappelenbrücke gibt es bekanntlich sehr gute Kost!“ 1963 schrieb der Präsident in seinem Jahresbericht: „Ich erinnere mich hier besonders gerne an die vielen, gemeinsam unter Ruderern verlebten Stunden an Sonntagen, wo alle trainierten und von unseren Damen bewirtet wurden.“ Die heute befremdlichen Zitate schreibt man dem Zeitgeist zu. Der wehte zwar schon mal anders (vgl. 1933), doch erst in den 1970ern wendete er sich langsam wieder.
1972 ergab eine Umfrage des SRV dass von den (nur) 58 Clubs, die sich zu einer Rückmeldung bemühten, deren zwölf Frauen als Aktivmitglieder aufnahmen. 1972 fand auf dem Rotsee das erste Schweizer Meisterschaftstrennen, erst 1974 jedoch die erste Weltmeisterschaft für Frauen statt.
1973, nachdem mit dem Umbau des Bootshauses im hinteren Clubzimmer (wieder) eine Damengarderobe eingerichtet wurde, wird im RCB eine neue Damenabteilung eingerichtet. (Dabei ist zu bemerken, das bereits 1968 Artikel 1 der Statuten geändert wurden in: „Der Club besteht aus (…) Personen beiderlei Geschlechts.“)
1974 wird ein Homeskifftrainier für die Damensektion angeschafft. 1975 sind es zehn aktive Damen, von denen eine an Regattas teilnimmt (Trudi Mäusli). In jenem Jahr beantragen die Damen auch, im Riemenboot rudern zu dürfen. 1977 gewinnen Trudi Mäusli mit Vreni Lais den Schweizer Meistertitel im Damen-2x.
Anfang der 1980er Jahre, als der Damensektion ein Skiff geschenkt werden soll, entwickelt sich eine Grundsatzdebatte: Es solle keinen Club im Club geben; der Skiff gehe an den RCB; dessen Benutzung werde vom Ruderchef und der Damenleiterin bestimmt.
In Übereinstimmung mit dem Ruderchef wendete sich der Präsident in seinem Jahresbericht 1981 gegen eine Damensektion: „Positiv haben auch dieses Jahr die Ruderinnen das Clubleben beeinflusst. Trotzdem möchte ich mich im Folgenden gegen eine Frauensektion wenden. Halt! Das heisst nicht, dass ich gegen Frauenrudern bin, ganz im Gegenteil. Wogegen ich mich wehre ist, dass die Damen – aber auch jede andere Teilmenge des Clubs – eine eigentliche Sektion mit einer gewissen Autonomie bilden, und so zum Club im Club werden. Gemischte Mannschaften, gemeinsames Training. Kein eigenes Material.“
1984, als die Leiterin der Damensektion ihr Amt abgeben will, befindet der Vorstand, dass es nun ein neues Konzept brauche, was die Ausbildung der Mädchen angehe. Diese sollen zusammen mit (männlichen) Junioren und Schülern betreut werden – die „gegenseitige Attraktion“ sei durchaus vorteilhaft.
Die Diskussion geht 1985 weiter. Einige Stimmen wenden sich gegen die Förderung des Frauenruderns, die Weiterbetreuung sei nicht gewährleistet und Mädchen generell schwerer zu motivieren; dagegen wird argumentiert, dass der RCB den Rudersport im Allgemeinen zu fördern habe. Endlich ringt man sich zum Entscheid durch, Mädchen genauso zu behandeln wie Burschen, sie an den normalen Einführungskursen teilnehmen und Regattawillige von normalen Trainern betreuen zu lassen. Auch wird das „Damentraining“ abgeschafft; das geleitete Erwachsenentraining ist nun für Damen und Herren offen: Das bringe Trainingsmöglichkeit für alle und baue die „unkollegiale Abkapselung“, wie sie sich in den letzten Jahren in der Damensektion abgezeichnet habe, ab.
Und dann? Im selben Jahr wird berichtet, dass kaum jemand am Bootshaustag erschienen sei, nur ein harter Kern der Damen habe geputzt!