Eine kleine Geschichte der Rudertenues des RCB von den Anfängen bis in die 1980er Jahre
1920, bei der Einweihung des neuen Bootshauses trugen die Ruderer des RCB ein weisses, langärmliges Leibchen mit einem dunklen Rhombus auf der linken Brust. Bei genauem Hinsehen kann man im Rhombus den kletternden Berner Bären erkennen.
Doch auf Fotos der 1920er und 1930er Jahre sehen wir auch andere Rudertenues.
Was findet sich zur Ruderbekleidung in den Unterlagen? Einen ersten schriftlichen Hinweis findet man im Protokoll der GV vom 14. September 1921: Es wird beschlossen, Offerten für Ruderkleidung einzuholen. Leider wird nicht angegeben, wie diese auszusehen hätte. 1927 wird im Protokoll einer Mitgliederversammlung vermerkt, dass das neue Clubabzeichen allgemeinen Beifall gefunden habe. Wie sah es aus?
1930 klagt der Präsident an einer Vorstandssitzung, dass die Ruderer sich nicht an ein einheitliches Tenue hielten und ein grosses „B“ auf Leibchen und Trainingskleidern trügen. Er erinnert an die Ruderordnung, die ein weisses Tenue vorschreibe. In der Diskussion kommt man dann aber zum Schluss, dass das „B“ eventuell geduldet werden könne, man jedoch vor allem auf saubere Wäsche achten solle. Dieses Tenue ist in zwei Varianten fotografisch überliefert, Schwarz auf Weiss und Weiss auf Schwarz.
Offensichtlich zeigt die Ermahnung Wirkung. Denn 1933 tragen die Teilnehmer an der sportlichen Werbeveranstaltung „Quer durch Bern“ wieder einheitliche RCB Abzeichen.
Dieses von August Paris entworfene «Ruderkostüm» wird im Folgejahr an der Clubversammlung vom 2. April offizialisiert (und der Antrag abgelehnt, das Design mit einer Flagge, als Zeichen eines nautischen Sports, zu ergänzen.)
In den 1930ern führt der RCB bekanntlich ein paar Jahre lang auch eine Damensektion. Über deren Tenues findet sich nichts Schriftliches, jedoch Fotos auf denen man das Ausgehtenue und die sportliche Version erkennt.
1952 beschliesst der Vorstand, zur Komplettierung des Rudertenues bei Vaucher weisse Leibchen mit kurzen Ärmeln und gelbroten Streifen und ebensolche weisse Höschen zu bestellen. An einer ausserordentlichen GV vom 15. April 1953 tritt der Präsident, Fritz Geissler, als Mannequin, so steht es im Protokoll, in neuer Kleidung auf: weisses Leibchen mit gelb-roten Einfassungen „nach englischer Art“, halblangen Ärmeln und Halsausschnitt in Klubfarbe; weisse Höschen mit seitlichem Spickel in der Klubfarbe; weisse Socken mit gelb-roter Borte, für darüber eine weisse Trainingsbluse mit eingesticktem RCB. Den „ganz Schnellen“ wird erlaubt, eine Rennfahrermütze zu tragen. Dagegen stösst ein neuer Trainingsanzug als „Landanzug“ auf Ablehnung. Der bisherige weisse Trainingsanzug mit roten Initialen solle bleiben. Für den Ausgang werden Ausgangshose aus grauem Flanell und Turnschuhe vorgeschrieben. Das neue Tenue wird mit einer Statutenänderung von 1954 in der Ruderordnung festgehalten.
Ende der 1950er sehen wir auf den Fotos die Regattierenden in einem einheitlichen Trainingsanzug (mündliche Quellen sprechen von einem „Trainer Façon Melbourne“), dieser war aber nie offizieller Clubtrainer.
Die nächste grössere Änderung ist 1968 dokumentiert. In der Ruderordnung wird unter Art. 6 die Ruderkleidung festgelegt, in der bei allen Ausfahrten in Clubbooten gerudert werden soll: weisse Leibchen mit kurzen Ärmeln, gelb-rote Einfassungen; weisse, kurze Sporthosen mit gelb-rotem Spickel; Turnschuhe. Der Landanzug besteht aus grauer langer Hose, blauem Blazer mit FISA-Krawatte und RCB-Fanion. Der Trainingsanzug solle möglichst einheitlich sein: „Dessen Farbe und Modell wird, sofern die Mode dies erheischt, durch den Vorstand festgelegt“.
1973 wird bei Vaucher entsprechende Ruderkleidung bestellt. Der Trainer von Nabholz ist nun weinrot, auf dem Rücken mit den RCB-Buchstaben geprägt.
An der GV von 1974 wird ein Leibchen „mit originellem RCB-Aufdruck“ erwähnt. Wie das wohl aussah? Jedenfalls wird 1975 die Ruderordnung abermals revidiert. Art. 6 legt weiterhin fest, dass bei allen offiziellen Ausfahrten in Clubbooten in Ruderkleidung gerudert werden soll. Doch die Beschreibung fehlt (es wird auf ein Rundschreiben 7/75 verwiesen, das mir allerdings nicht vorliegt). Gestrichen wird im Übrigen die Verpflichtung, einen „Landanzug“ zu tragen und die Festlegung eines Trainingsanzugs.
1981 führt im Vorstand die Neugestaltung des Traineranzugs einmal mehr zu Auseinandersetzungen: Da sich Nostalgiker an den alten Vorgaben orientieren, sei es zu keiner „fruchtbaren und konkreten Einigung“ gekommen. Man hofft auf eine Kompromisslösung und beschliesst, an der darauffolgenden Sitzung einige konkrete Modelle vorzuführen, schränkt aber ein, dass nur Markenmodelle (Puma, Adidas) die notwendige Qualität aufwiesen. Die Junioren präsentieren verschiedene Modelle, und schliesslich wird als neuer Clubtrainingsanzug ein Puma „Leader“, schwarz mit roten Streifen zu ca. 90.- das Stück bestellt.
Um sich mehr Flexibilität zu ermöglichen, werden an der GV desselben Jahres die meisten Bestimmungen zur Kleiderordnung gestrichen. Unter Art. 5 steht nun nur noch: „Bei allen offiziellen Anlässen soll in der Ruderkleidung des Rowing Club Bern gerudert werden. (Wird vom Vorstand festgelegt).“
Diese neue Flexibilität wird auch gelebt: 1982 bestellt der Vorstand gelbe Club T-Shirts, doch schon im August stellt er fest, dass ein „neues, repräsentatives, den Anforderungen der Ästhetik und Eleganz genügendes Rennleibchen“ her solle. Du Fresne wird beauftragt, sich um die Grafik zu kümmern. 1984 wird das neue Tenue beschrieben und dem SRV gemeldet: schwarz mit roter Umrandung, Rücken analog Trainer, vorne das Club-Fanion; schwarze Velohosen, weisse Socken.
1985 muss bereits wieder ein neues Modell für einen Trainingsanzug gefunden werden, weil der bisherige nicht mehr hergestellt wird; er wird 1987 in den Clubnachrichten (87-2), mit Foto vorgestellt.
Seither sind nun wieder rund dreissig Jahre vergangen, doch leider liegen mir keine neueren schriftlichen oder fotografischen Quellen vor. Ich bin dankbar Fotos und Erinnerungen!