Hans Braunwalder

Altgediente Mitglieder des RCB – Hans, ein lebendes „Fossil“ aus der Clubgeschichte.

Interview im RCB-Telegramm

Mit meinem Geburtsjahr 1938 gehöre ich zu den wenigen noch lebenden „Fossilien“ aus der Clubgeschichte. Zu meiner Zeit war Rudern im RCB Leistungssport und hartes Training in Ragattateams, mit dem Ziel der Teilnahme und Erfolge an nationalen und internationalen Regatten. Dem Leistungssport entwachsen, aber nach wie vor vom Virus Rudersport befallen, half ich bei Ausbildung und Trainingsleitung oder im Regattaverein bei der Organisation von Wettkämpfen auf dem Wohlensee.

Es begann im Frühjahr 1954

Am Anfang war ein Inserat im Anzeiger der Stadt Bern: „Ruderkurs für Schüler in der Eymatt am Wohlensee, Beginn Mittwoch …. 14.30 Uhr“. Ich fuhr mit dem Velo hin und war von der Einführung und den ersten 10 Ausfahrten in der Yole-de-mer begeistert.

Die Enttäuschung kam bald. Mehrmals nahm ich den Weg zum Bootshaus am Samstagnachmittag unter die Veloräder, aber es fanden sich keine Gleichgesinnten um den Schülervierer zu wassern. Hier noch eine Bemerkung: „Schüler“ war damals im Rudersport die Klassenbezeichnung für 14 bis 18-jährige Junioren.

Warum Rudern ?

An einem Freitagabend holte mich ein Telefonanruf des Ruderchefs und Trainers Otto Scherer definitiv an Bord: „Wir gehen morgen mit dem Schülervierer auf eine Trainingstour und es hat einer abgesagt, kommst du mit?“ Ohne zu wissen was da auf mich zukam, sagte ich freudig zu. Wir wasserten den 4+ „Gäng hü“, ein Regattaboot mit Ausleger, in Murten. Als bis jetzt nur in der Yole-de-mer Geschulter, wurde ich auf den Bugplatz gesetzt, der Ruderchef übernahm das Kommando am Steuer. Die „Trainingstour“ führte über ein kurzes Stück Murtensee, den Broye-Kanal, ein Stück Neuenburgersee, den Zihlkanal, den Bielersee und dann die Aare hinunter bis Solothurn. Das ergab 63 km. Auch wenn die Strömung der Aare die letzten 28 km erleichterte, war es nicht nur für den Ersatzmann sehr nahrhaft.

Im ruhigen Wasser zwischen dem Inseli nach Altreu und dem linken Ufer, nur noch 3 km vor dem Ziel, erlebte ich erstmals, wie es sich anfühlt, wenn ein Boot „läuft“: Die Wasserarbeit aller Blätter und die Körperbewegungen wie aus einem Guss koordiniert und im optimalen Rhythmus; keine Spritzer, das Boot liegt stabil im Wasser und beim kontrollierten Vorrollen hörst du wie sich das Wasser vom gleitenden Bootskörper löst. Eine euphorische Empfindung, Darum Rudern!

Rudererlebnisse

Für mich gibt es kein ultimatives aber viele schöne Rudererlebnisse. Unser Erfolg 1956 im Schülerachter an der Internationalen Regatta auf dem Wohlensee gegen die Mannschaft der griechischen Marineschule und den 8+ von Neptun Konstanz (mit vier nachmaligen Europameistern) bleibt mir bis heute in bester Erinnerung.

Auch die Erfolge an regionalen Regatten in Lyon und auf dem Doubs in Besançon (1957) mit den damit verbundenen Reisen der Teams waren schöne Erlebnisse.

Zuständig für Streckenbau und technische Infrastrukturen am Coup de la Jeunesse 1986 auf dem Wohlensee und bei zahlreichen anderen Aufgaben bei der Organisation von Regatten, habe ich neben Aufregungen auch viel Schönes erlebt.

Boote

Als ich mit Rudern begann, gab es nur Holzboote. Sie waren bezüglich Trimmbarkeit von Auslegern, Dollen und Stemmbrett viel primitiver. Klemmringe an Rudern gab es noch nicht und die Einstellbarkeit für optimale Hebelverhältnisse war damit beschränkt. Mit den Holzbooten verschwand bei uns auch die Yole de mer, das klassische Anfängerboot auch an den Regatten. Das Boot ist im Bereich der Sitzpositionen ca. 1.25 m breit, die Dollen sind ohne Ausleger auf der Bordkannte fest montiert. Dies bedingt die versetzte Anordnung der Rollschienen neben der Bootsachse und der Steuermann kann aus seiner Position die Körperarbeit jedes Ruders einsehen und korrigieren. Das Boot war ca. 80 kg schwer und damit ein Rennen über die für Schüler übliche Distanz von 1500 m ein enormer „Krampf“.

Ich rudere nicht mehr

Es fehlen mir die körperlichen Voraussetzungen um den Einer technisch sauber und mit gutem Rhythmus durchs Wasser gleiten zu lassen. Ein schlecht verheilter Schlüsselbeinbruch, aber auch die fürs Rudern nicht mehr genügende Kreislaufleistung sind der Grund. Die schönen Erinnerungen bleiben und in meinen guten Träumen kommen das Rudern und die Kollegen von einst noch öfter vor.

Braunwalder, Hofstetter, Scherer, R. Schwab, Schneider (coach), Du Fresne