«SonntagsZeitung»: „Doppelzweier schuf Sensation: Damit hatte niemand gerechnet. Für den erst auf diese Saison hin gebildeten Doppelzweier Beat Schwerzmann/Ueli Bodenmann war schon die Qualifikation für den Final als grosser Erfolg eingeschätzt worden.“ (28. September 1988)
«Der Bund»: „Mit dieser Medaille hatte niemand gerechnet, niemand ausser den beiden Ruderern selber: „Wir wollten nicht einfach den Final bestreiten und damit zufrieden sein – wir wollten unsere Chance wahrnehmen. Und wir haben es weiss Gott getan», sagt Beat Schwerzmann.
Erstaunlich wie das Rennen in diesem 2x aussah: Nicht das sowjetische Boot, das alle, auch die Schweizer, als unschlagbar bezeichnet hatten, kreuzte als erstes die Ziellinie. (…) „Beabsichtigt war“, sagte Trainer Martin Dumermuth, „das eigene Rennen zu fahren. Das heisst, das Boot sollte sich anfänglich nicht auf Positionskämpfe einlassen, dafür im zweiten Teil und vor allem im Endspurt zulegen.“ Und diese Taktik war gold- bzw. silberrichtig. Zwar schien es nach 500 m alles den erwarteten Verlauf zu nehmen: Die Sowjets führten vor der DDR und der BRD, die Schweizer hatten als Fünfte bereits einen Rückstand von 85 Hundertstel auf den Bronze-Rang. Auch nach 1000 m lag das UdSSR-Boot noch vorne, doch mit einem Zwischenspurt hatte sich Holland überraschend an die zweite Stelle vorgeschoben. Die beiden Schweizer aber – und das erwies sich als entscheidend – hatten trotz Rang 5 mit der Spitze immer noch Tuchfühlung. Genau wie erhofft.
Und dann bemerkte Schlagmann Bodenmann (als er „hinausschaute“, wie es in der Fachsprache heisst), dass die DDR grosse Mühe bekam… 500 m vor dem Ziel setzten Bodenmann und Schwerzmann zum unwahrscheinlichen Endspurt an, der ihnen erlaubte, nacheinander die beiden deutschen Boote und zuletzt auch noch die Sowjets zu überholen. „Als nächste“, strahlte Ueli Bodenmann später, „wären auch noch die Holländer dran gewesen. Aber leider war dieser Final 100 m zu kurz …“ (26. September 1988)
Beat Schwerzmann (…) konnte die Zeit nach dem Silbermedaillengewinn nicht wunschgemäss auskosten: Nach Siegerehrung und Interview weilte er bei der Dopingkontrolle, fast zwei Stunden lang; er sass und trank und sass und trank – und er „konnte einfach nicht“. Etwa fünf Liter Wasser und einen Liter Cola habe er trinken müssen, bevor „es“ gegangen sei.“ («Der Bund» 26. September 1988)
Vor Beat und Ueli hatten Schweizer Ruderer das letzte Mal 1972 in München eine Silbermedaille geholt (2-). Im Ganzen hatte die Schweiz bis dahin 4-mal Gold, 6-mal Silber und 8-mal Bronze gewonnen.
Seither sind vier weitere Medaillen dazu gekommen (3-mal Gold, 1-mal Silber).
Beats bisheriger Partner im RCB, Nik Hess, hatte sich 1987 vom Regattieren zurückgezogen. An Weihnachten 1987 hatte Ueli Beat telefonisch angefragt, ob er mit ihm zusammenspannen wolle und nach einem gemeinsamen Langlauflager im Goms einigten sie sich auf einen Versuch. Erst im Februar 1988 begannen sie dann, miteinander zu rudern. Unter der Woche waren sie im Skiff auf ihren heimischen Gewässern unterwegs, an den Wochenenden trainierten sie zusammen in Sarnen, auf dem Wohlensee oder in Rorschach. Dazu meinte Beat: “Damt ist die Gefahr, dass wir einander auf den Wecker gehen, äusserst gering.“
Der Sieg bestätigte im Übrigen die damals neue Strategie des SRV. Er baute in Sarnen das nationale Ruderzentrum auf, stellte einen Nationaltrainer (Harry Mahon) an und verpasste Beat und Ueli ein Höhentraining in Silvaplana (die medizinische Begleitung wurde vom italienischen Team sichergestellt, der SRV verfügte weder über die entsprechenden Apparaturen noch das nötige Personal).
Um das schmale Potential des Schweizer Rudersports besser zu nutzen stellte der SRV variable Mannschaften mit Ruderern aus verschiedenen Regionen zusammen. Bis anhin herrschten Clubmannschaften vor. Die grösste Chance in Olympia hatte man dem 4+ von Thalwil zugeschrieben (Jörg Weitnauer und Bruno Saile waren 1982 Weltmeister im 4-, dazu kamen Marcel Hotz und Günter Schneider, sowie Honegger als im Bug liegender Cox). Der Konflikt war in der vorolympischen Zeit in der Presse breit kommentiert worden (na ja, so breit halt Rudersport in der Presse vorkommt). So hatten sich die Thalwiler den Anweisungen des SRV sowohl bezüglich Training, wie auch Auftritt und Rudertenue verweigert. Nun kostete der SRV anständig aber deutlich den Erfolg der eigenen Strategie aus.