Das laut Homepage „härteste Achterrennen der Schweiz“ zeigte dieses Jahr bereits schon im Vorfeld seine Krallen. Der Wetterbericht liess orkanartige Böen und somit nichts Gutes für das Rennen befürchten. Nach den apokalyptischen Erfahrungen des Vorjahrs wurden bei den RCB-Masters heisse Diskussionen geführt, ob man wieder an den Start gehen solle. Schlussendlich setzte sich aber die Abenteuerlust durch. Immerhin galt es ja, den Titel vom Vorjahr zu verteidigen und sich für das insgesamt doch enttäuschende Abschneiden in Basel zu rehabilitieren. So machten sich Nora, Chrige, Ösi, Quirin, Mark, Ändu, Stefan und Jörn auf den Weg nach Eglisau. Junge Verstärkung erhielten wir in hünenhafter Gestalt von Lukas, der sein Mastersdebut feierte.
In Eglisau angekommen, präsentierten sich wie erwartet widrige Wetterbedingungen. Um grösseres Übel zu vermeiden, war die Streckenführung im Vergleich zur Originalstrecke bereits im Vorfeld so modifiziert worden, dass nur 2x 4 km mit Wende im etwas windgeschützteren Bereich um Eglisau gefahren wurden. In Eglisau angekommen, zeigte sich aber auch dort dasselbe Bild: meterlange Schaumkronen und hohe Wellenberge auf dem Rhein – dies hätte vielleicht Surfern eine Freude bereitet, allerdings erschien die Durchführbarkeit des Rennens umso fraglicher. Die Organisatoren entschieden sich zunächst für eine Startverschiebung. Unsere Konkurrenten aus Baden, welche in Basel knapp die Nase vorne hatten, entschieden sich daraufhin, kampflos die Segel zu streichen und vorzeitig abzureisen – ob aus Respekt vor den Wetterbedingungen oder doch eher aus Resignation nach Anblick unseres Teams, blieb unklar.
Nachdem sich der Wind deutlich beruhigt hatte, konnte mit 30 Minuten Verspätung gestartet werden. Angetrieben von einer bis in die Haarspitzen motivierten Steuerfrau Nora nahmen die RCB Masters das Rennen auf. Nach guten ersten Metern flussaufwärts dann der frühe Schock: „Werkzeug“ schallte es durch das Boot. Wie bereits im Vorjahr auf derselben Strecke hatte sich ein Ausleger, diesmal jener des Bugmanns, gelöst. Nun galt es, zu siebt rudernd nicht allzu viel Zeit zu verlieren und gleichzeitig einen Schraubenschlüssel unfallfrei von der Steuerposition zum Bug zu bringen. Beides gelang – Bugmann Jörn schaffte es dann auch, den Ausleger zu fixieren, woraufhin wir wieder in voller Mannschaftsstärke versuchten, bis zur Wendemarke die verloren gegangene Zeit zurückzuholen.
Bei der Wende stellten wir fest, dass wir trotz unseres Malheurs nicht allzu viel Zeit auf die zwei vor uns gestarteten Juniorenboote des Seeclub Zürich eingebüsst hatten. Auf den zweiten 4 km flussabwärts jagten wir nun den jungen Zürchern hinterher und konnten zunächst aufschliessen. Der Wind hatte sich mittlerweile quasi vollständig gelegt und wir konnten nun bei Wohlensee-Verhältnissen unsere Stärken voll ausspielen. Nora trieb uns nun mit ungezählten Spurtschlägen an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit. Kurz vor dem Ziel konnten wir unsere Gegner nach einem packenden Zweikampf überholen.
Im Ziel angekommen, konnten wir uns nach einem wohlverdienten Trank aus Jürgens Medizinkiste über eine gute Leistung zum Abschluss des Regattajahrs freuen: Klassensieg und insgesamt 5.-beste Gesamtzeit. Somit konnte auch die Luc-Wernas-Trophy aus dem Vorjahr verteidigt werden, welche nun weiterhin im Clubhaus aufgestellt bleibt.
Für die RCB-Masters geht es im März beim Achterrennen in Thalwil weiter. Um unsere ausgezeichnete Ausgangsposition im President’s Cup zu verteidigen, hoffen wir dort mit möglichst vielen Booten (Junioren, Senioren, Frauen, Mixed) an den Start gehen zu können. Über den Winter wird uns Jürgen auf dem Ergometer fit machen (Di 20:15 im Clubhaus, gerne auch für Masters-Neueinsteiger). Und wer weiss, vielleicht findet sich bis Thalwil auch noch jemand, der weiss, wie man Ausleger fixiert.
Text: Patrick Kempf
Fotos: U.+P. Hirschi, langstrecke.ch